Die Wachstumsdynamik der deutschen Industrie wird zunehmend durch anhaltende Lieferengpässe, knappe Transportkapazitäten und stark steigende Strom- und Energiepreise ausgebremst. Nach einem erneuten Rückgang des ifo-Geschäftsklimaindex im September zeichnen nun auch die jüngsten volkswirtschaftlichen Datenveröffentlichungen ein klares Bild des Industrieabschwungs. So gaben die Auftragseingänge im August um 7,7 Prozent nach. Vor allem die Aufträge für Investitionsgüter aus dem nicht-europäischen Ausland fielen deutlich. Entsprechend schwach fielen auch die Industrieproduktion mit einem Minus von vier Prozent sowie die Exporte mit einem Rückgang von 1,2 Prozent im Vergleich zum Vormonat aus.

 

Das ifo-Institut spricht in diesem Zusammenhang von einer Flaschenhals-Rezession der deutschen Industrie. Zwar hält sich die Produktion im Dienstleistungssektor weiter auf hohen Niveaus, allerdings ist trotzdem ein deutlich schwächeres Wachstum der Gesamtwirtschaft für das vierte Quartal absehbar.

 

Auch die aktuell deutliche Abschwächung des Wachstums in China belasten die kurzfristigen Aussichten deutscher Unternehmen. Damit ergibt sich für die kommenden Monate sogar ein Szenario der Stagflation, denn die wirtschaftliche Schwäche wird derzeit durch anhaltend hohe Produktionskostensteigerungen sowie erhöhte Inflationsraten begleitet. Es bleibt jedoch die Basisannahme, dass diese Schwäche nur vorübergehend sein wird und die Weltwirtschaft sich nach dem Überwinden der aktuellen Engpässe im ersten Halbjahr nächsten Jahres wieder auf den Erholungspfad nach der Corona-Rezession einschwenken wird.

 

In den USA wird der heutige Arbeitsmarktbericht einen entscheidenden Einfluss auf die Entscheidungsfindung der Notenbank Fed über die anstehende Drosselung der monatlichen Wertpapierkäufe (Tapering) haben. Nach einer mit 568.000 neu geschaffenen Stellen im September über den Erwartungen liegenden ADP-Beschäftigungsänderung sowie gesunkenen Erst- und Folgeanträgen auf Arbeitslosenunterstützung wird eine positive Entwicklung am US-Arbeitsmarkt – mit einer deutlichen Steigerung der Beschäftigung und einer sinkenden Arbeitslosenquote – erwartet. Damit wäre der Weg frei für eine Tapering-Ankündigung im November und dem voraussichtlichen Start im ersten Quartal 2022. Angesichts der derzeit bestehenden wirtschaftlichen Unsicherheiten ist jedoch mit einem langsamen Abbau der Wertpapierkaufvolumina zu rechnen. Damit ist die Frage, ob es im Laufe des zweiten Halbjahres 2022 tatsächlich zu ersten Leitzinserhöhungen in den USA kommen kann, weiterhin offen.

 

An den Kapitalmärkten dürfte sich die jüngste Tendenz zu steigenden Zinsen fortsetzen. Aufgrund zunächst anhaltend hoher Inflationsraten bleiben die Realzinsen aber tief negativ, wodurch Aktien und andere reale Anlageklassen grundsätzlich unterstützt bleiben. An den Aktienbörsen dürfte sich die volatilere Seitwärtsbewegung ohne ein Erreichen neuer Allzeithochs fortsetzen, bis konkrete Fortschritte im Zuge der Beschaffungsengpässe absehbar sind.