Der weitere Verlauf der Corona-Pandemie ist nur schwer prognostizierbar. Zwar haben mittlerweile 3,2 Mrd. Menschen, also etwa 40 Prozent der Weltbevölkerung zumindest eine Impfdosis erhalten und die Immunität steigt zusätzlich durch eine steigende Anzahl an Genesenen. Allerdings wird dadurch auch der Virus unter Druck gesetzt, Varianten zu entwickeln, die Immunitäten überwinden können. Aufgrund der nach wie vor dynamischen Verbreitungsgeschwindigkeit der Pandemie bleibt diese ein Kernrisiko für die wirtschaftliche Entwicklung in den kommenden Monaten.

Die weltweit weiter steigenden Corona-Fallzahlen verunsichern sowohl Unternehmen als auch Konsumenten. Der GfK-Konsumklimaindex für Deutschland gab entsprechend und zusätzlich aufgrund deutlich steigender Preise nach, obwohl die Anzahl der Kurzarbeitenden gemäß einer aktuellen Studie des ifo-Instituts im August auf nur noch 688.000 gesunken ist.

Der ifo-Geschäftsklimaindex wurde auch durch die zunehmenden Zulieferengpässe gedrückt. Das ifo-Institut spricht mittlerweile sogar von einer Beschaffungskrise und einer resultierenden realen Gefahr für den Aufschwung. Knapp 70 Prozent aller Unternehmen in Deutschland berichten von maßgeblichen Engpässen. Vom Mangel an Chips und Halbleitern bspw. sind besonders die Automobil-Industrie und die Hersteller von elektronischen Ausrüstungen betroffen. Bisher waren die meisten Unternehmen in der Lage, die gestiegenen Produktionskosten an die Endverbraucher weiterzureichen. Diese Möglichkeit besteht jedoch nicht unbegrenzt und dürfte künftig verstärkt die Margen belasten, wie bei vielen Autobauern schon jetzt erkennbar ist.

Die Präsidentin der EZB, Christine Lagarde betonte auf der gestrigen Pressekonferenz nochmal, dass man den aktuellen Inflationsanstieg nur als temporär betrachtet. Entsprechend wurden die Projektionen der EZB nur leicht angehoben. Erwartet werden nun 2,2 Prozent Preissteigerungsrate für 2021 sowie 1,7 bzw. 1,5 Prozent für 2022 und 2023. Zudem kündigte Lagarde an, ab dem vierten Quartal das Volumen der monatlichen Wertpapierkäufe leicht zu reduzieren, was aber keine generelle Abkehr vom ultra-expansiven geldpolitischen Kurs bedeutet.

In den USA wurde jüngst erneut mit 10,9 Millionen eine neue Rekordanzahl an offenen Stellen vermeldet. Gleichzeitig entfallen ab dem 6. September für viele US-Bürger die zusätzlichen, von der Zentralregierung in Washington finanzierten Unterstützungszahlungen. Damit müsste die Arbeitslosigkeit im Laufe des Monats deutlich sinken. Falls nicht, wäre der zuletzt stockende Jobaufbau auf andere Gründe zurückzuführen, bspw. fehlende Qualifikationen der Bewerber oder unzureichende Kinderbetreuungsmöglichkeiten angesichts coronabedingt geschlossener Schulen und Kitas.

Die US-Notenbank Fed wird daher voraussichtlich die kurzfristige Entwicklung am Arbeitsmarkt abwarten und in der kommenden Sitzung ihres Entscheidungsgremiums am 21. und 22. September noch keine konkrete Ankündigung einer Reduktion der monatlichen Wertpapierkaufvolumina (Tapering) vornehmen. Das Marktumfeld bleibt damit von tief negativen Realzinsen und steigenden Risiken aufgrund der Corona-Pandemie, hoher Inflationsraten und anhaltender Lieferengpässe geprägt. Aktien bleiben grundsätzlich durch expansive Geld- und Fiskalpolitik sowie den dynamischen weltweiten Aufschwung unterstützt. Es ist aber mit verstärkten Gewinnrevisionen und daher auch zwischenzeitlichen Rückschlägen in den kommenden Monaten zu rechnen.