Kapitalmarktanalyse

Juli 2025 / Carsten Mumm, Chefvolkswirt
Wie lässt sich Vermögen real erhalten in Zeiten von höherer Inflation? Wohin entwickelt sich die Inflation in den nächsten Jahren? Diese Fragen stellen Anlegerinnen und Anleger vor große Herausforderungen. Doch schauen wir erstmal auf die Rahmenbedingungen:
Die wirtschaftlichen und geopolitischen Umbrüche der vergangenen Jahre haben das Kapitalmarktumfeld tiefgreifend verändert. Die Corona-Pandemie, der Krieg in der Ukraine und zuletzt die Rückkehr Donald Trumps ins Weiße Haus markieren Zäsuren, die nicht nur kurzfristige Marktreaktionen auslösten, sondern auch strukturelle Veränderungen mit sich bringen. Eine Rückkehr zum tiefen Inflationsniveau der 2010er-Jahre erscheint vor diesem Hintergrund zunehmend unwahrscheinlich. Lieferkettenprobleme, steigende Energiepreise, geopolitische Spannungen und ein dauerhaft verändertes Zinsumfeld kompensieren mittlerweile die inflationsdämpfenden Nachwirkungen der Finanzkrise 2008. Im Mittel der kommenden Jahre dürfte sich die Inflation eher im Bereich von zwei bis drei Prozent stabilisieren – mit temporären Ausschlägen nach oben. Damit rückt der Erhalt des Realkapitals stärker in den Fokus: Wie lässt sich Vermögen real sichern, wenn die Kaufkraft durch anhaltende Teuerung schwindet?
Nach Jahren negativer Realzinsen hat sich das Bild seit 2023 zwar vorerst gewandelt. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat im Kampf gegen die hohen Inflationsraten der Nach-Corona-Zeit die Leitzinsen zunächst deutlich angehoben. In der Folge sind auch Renditen von Anleihen gestiegen. Nachdem die Inflationsraten ab 2023 gesunken sind, drehten die Realrenditen in positives Terrain. Seit Mitte 2024 wurden die Leitzinsen jedoch ausgehend von 4,5 Prozent p.a. auf nur noch gut 2% p.a. gesenkt. Im Bereich von zehn Jahren Laufzeit rangieren die Renditen von Bundesanleihen seit Monaten in einer Spanne zwischen etwa 2,50 und 3% p.a. seitwärts. Hintergrund der sinkenden Zinsen am kurzen bzw. der stabilen Zinsen am langen Ende der Zinskurve ist die Erwartung auch künftig deutlich tieferer Inflationsraten, nachdem das Ziel der EZB von 2% im Sommer 2025 erreicht wurde.
(Source Macrobond, 11. Juli 2025)
Die Märkte reagieren heute jedoch nicht mehr nur auf ökonomische Fundamentaldaten, sondern zunehmend auf politische Entscheidungen, geopolitische Risiken und psychologische Faktoren. Gleichzeitig erleben wir fundamentale Verschiebungen: Deglobalisierung, demografischer Wandel, technologische Transformation und der Klimawandel verändern die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen langfristig. Diese strukturellen Trends wirken vielfach inflationstreibend – bspw. durch steigende Produktionskosten im Zuge des krisenfesteren Umbaus von Lieferketten, denn eine höhere Resilienz geht zulasten der Kosteneffizienz – oder durch Lohnsteigerungen infolge des Fachkräftemangels.
Auch die Fiskalpolitik trägt zur veränderten Lage bei. In vielen Industrieländern sind die Schuldenquoten seit der Pandemie deutlich gestiegen. Höhere Zinsen verteuern die Staatsfinanzierung, was den Druck auf die öffentlichen Haushalte erhöht. Gleichzeitig erfordern geopolitische Spannungen und der Umbau der Energieversorgung massive Investitionen – etwa in Verteidigung, Infrastruktur und Klimaschutz. Die Tendenz zu schuldenfinanzierter Politik dürfte anhalten und die Inflation zusätzlich stützen.
Ein möglicher Gegentrend ergibt sich aus dem technologischen Fortschritt. Digitalisierung, Automatisierung und künstliche Intelligenz können die Produktivität steigern und langfristig preisdämpfend wirken. Doch insbesondere in Deutschland bestehen strukturelle Hürden: Die digitale Infrastruktur ist vielerorts unzureichend, und die Umsetzung technologischer Innovationen verläuft schleppend. Ob die positiven Effekte des technologischen Wandels ausreichen, um die inflationären Kräfte auszugleichen, bleibt daher fraglich.
In diesem Umfeld wird der Realkapitalerhalt schwieriger. Um diesen zu erreichen, kommt der Diversifikation eine entscheidende Rolle zu. Eine ausgewogene Mischung aus Sachwerten, inflationsgeschützten Anleihen und wachstumsorientierten Anlagen erhöht die Resilienz eines Portfolios. Aktien, Immobilien und Rohstoffe bieten nicht nur langfristiges Wachstumspotenzial, sondern auch Schutz vor Kaufkraftverlust.
Langfristigkeit bleibt ein entscheidender Erfolgsfaktor. Kurzfristige Schwankungen infolge geopolitischer oder wirtschaftlicher Spannungen sind normal und fallen seit einigen Jahren verstärkt aus. In solchen Phasen ist es wichtig, nicht in Aktionismus zu verfallen. Eine konsistente Strategie, kombiniert mit der Bereitschaft zur Anpassung bei veränderten Rahmenbedingungen, ist essenziell. Der Zinseszinseffekt entfaltet seine volle Wirkung nur über längere Anlagezeiträume – ein nicht zu unterschätzender Hebel für den Realkapitalerhalt.
Nicht zuletzt eröffnen die aktuellen Herausforderungen aber auch neue Chancen. Der Umbau der Energieversorgung, das Wachstum in Schwellenländern und die technologische Transformation schaffen neue Anlageperspektiven. Unternehmen, die sich flexibel an veränderte Bedingungen anpassen, können überdurchschnittlich profitieren. Auch Rohstoffe – insbesondere Edelmetalle wie Gold – erleben in Zeiten erhöhter Inflation regelmäßig ein Comeback. Eine Beimischung kann zur Stabilisierung und Absicherung eines Portfolios beitragen und erhöht die Chancen auf den Erhalt des Realkapitals, während allein auf festverzinslichen Anlagen fokussierte Kapitalanlagen an dieser Zielsetzung scheitern könnten.
Eine gute Planung und eine langfristige Strategie helfen Anlegerinnen und Anlegern dabei, kurzfristige Schwankungen gelassen zu sehen. Sprechen Sie uns gern an – wir entwickeln individuelle Strategien für Sie, die zu Ihren Wünschen und Zielen passen.
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