BEITRAGS ARCHIV

KAPITALMARKT-ANALYSE

Auch im vergangenen Monat beherrschten die Corona-Pandemie und der historisch beispiellose globale Wirtschaftseinbruch die Schlagzeilen. Einzig in Ostasien gab es bisher erste Anzeichen einer wirtschaftlichen Wiederbelebung.

Nachdem kürzlich sowohl die US-Notenbank Fed als auch die Bank of Japan angekündigt hatten, künftig ohne Volumenlimit Staatsanleihen aufzukaufen, erwarteten einige Marktteilnehmer am 30. April anlässlich des Zinsentscheids der Europäischen Zentralbank EZB eine ähnlich lautende Äußerung – vergeblich. Deutliche Aktienkursverluste waren die Folge.

Den bisherigen Verlauf der globalen Coronakrise kann man in drei Phasen unterteilen: in Phase I wurden weitgehende Regelungen zur Eindämmung der Pandemie implementiert, vor allem Shutdowns, also das Runterfahren des öffentlichen Lebens und weiter Teile der Produktion. An den internationalen Aktienmärkten kam es zu Panikreaktionen mit teilweise historischen Kursverlusten.

Aus medizinischer Sicht bewegen sich die Auswirkungen des Coronavirus nach wie vor im Rahmen einer nicht unüblichen Grippewelle…

Herr Mumm, 2019 endet mit etwa 25 Prozent Kursplus für den deutschen Aktienindex DAX, internationale Aktien konnten teilweise noch deutlicher zulegen. Auch mit Immobilien, Gold, Unternehmens- und selbst mit Bundesanleihen konnten Anleger eine ordentliche Rendite einfahren. Was waren die Hintergründe für diese überraschenden Entwicklungen?

Die deutsche Konjunktur hat im dritten Quartal mit voraussichtlichen 0,1 Prozent anders als erwartet ein hauchdünnes positives Wachstum erzielt. Damit konnte die sogenannte „technische Rezession“ – also zwei Quartale hintereinander mit negativen Raten – vermieden werden. Gleichzeitig wurde die Wachstumsrate für das zweite Quartal auf -0,2 Prozent nach unten korrigiert.

Die sogenannte Kaufkraftparität des Euro im Vergleich zum US-Dollar liegt derzeit bei ca. 1,36 EUR/USD. Bei diesem Wechselkurs wären die Preise für einen definierten Warenkorb auf beiden Seiten des Atlantiks gleich. Die dazugehörige volkswirtschaftliche Theorie besagt, dass sich die nominalen Wechselkurse zweier Währungen langfristig um dieses Niveau herum bewegen bzw. trotz zwischenzeitlicher Schwankungen immer wieder dorthin zurückkehren sollten.

Die gravierendste Fehleinschätzung im Vorwege des Jahres 2019 betraf zweifellos die Europäische Zentralbank EZB und die US-Notenbank Fed. Noch im 4. Quartal des letzten Jahres wurde allgemein mit Leitzinsanhebungen in den USA gerechnet. Gut 6 Monate später liegt die Markterwartung bei mindestens drei Leitzinssenkungen für das zweite Halbjahr.

Anfang April gab es zunächst einige Entspannungssignale. Vor allem in China wurde die schon länger erkennbare wirtschaftliche Belebung durch die Veröffentlichung des mit 6,4% stärker als erwartet ausgefallenen Wachstums des Bruttoinlandsproduktes (BIP) für das erste Quartal bestätigt. Auch der überraschend deutliche Anstieg der Industrieproduktion im März (+8,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr) belegte, dass ein abruptes Abbrechen der chinesischen Wirtschaftsdynamik (hard landing) vorerst vermieden werden konnte.