Das Kapitalmarktumfeld im November: wachsender Druck auf die Bundesregierung
Die historisch längste Haushaltssperre in den USA wurde nach über sechs Wochen vorerst beendet, nachdem sich Demokraten und Republikaner auf eine Übergangsfrist bis Ende Januar geeinigt hatten. Damit entspannte sich das zunehmende Unverständnis in der Bevölkerung, die Bundesbehörden nahmen ihre Arbeit auf und offizielle Konjunkturdaten wurden wieder erhoben und teilweise bereits veröffentlicht. US-Präsident Donald Trump präsentierte einen Plan zur Beendigung des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine. Der Entwurf enthielt jedoch umstrittene Punkte, bspw. weitgehende territoriale Zugeständnisse der Ukraine und die Einschränkung ihrer Verteidigungsfähigkeit. Um doch noch eine Lösung zu finden, wird der Plan derzeit in Washington überarbeitet.
In Deutschland trübte sich die Stimmungslage in der Wirtschaft und unter Konsumenten weiter ein. Der ifo-Geschäftsklimaindex signalisierte zunehmende Zweifel an einer baldigen Belebung der Konjunktur, die über Impulse durch staatliche Investitionsaufträge hinausginge. Auch das GfK-Konsumklima fiel erneut schwach aus und signalisierte eine anhaltend hohe private Sparneigung. Entsprechend wuchs der Druck auf die Politik, die europäischen Binnen- und Kapitalmärkte zu stärken und die Standortattraktivität durch Reformen zu erhöhen. Der Sachverständigenrat für Wirtschaft kritisierte in seinem Jahresgutachten trotz beschlossener Finanzmaßnahmen eine fehlende Investitionsorientierung und mangelnde Zusätzlichkeit der Investitionsausgaben.
Die November-Inflation in Deutschland wurde mir 2,3 Prozent erneut leicht erhöht vermeldet. Dabei stiegen Dienstleistungspreise überdurchschnittlich, während der Preisauftrieb bei Nahrungsmitteln moderater ausfiel. Auch in den USA blieb der Inflationsdruck bestehen, wenngleich die schwächere gesamtwirtschaftliche Nachfrage die Weitergabe höherer Kosten an die Endverbraucher begrenzte. Die wirtschaftlichen Folgen des Shutdowns sowie die zunehmende Schwäche am Arbeitsmarkt belasteten die Konjunktur zusätzlich. Allerdings deuteten die jüngsten Einkaufsmanagerindizes (Umfragen unter Unternehmen) weiterhin auf eine steigende Produktion hin.
Die Markterwartungen an den Dezember-Zinsentscheid der US-Notenbank Fed haben sich zuletzt klar in Richtung einer weiteren Leitzinssenkung verschoben. Dabei dürfte der anhaltend hohe politische Druck auf die Geldpolitik eine Rolle gespielt haben. So wurde vonseiten der Regierung angekündigt, zeitnah einen Nachfolger für den im Mai ausscheidenden Fed-Präsidenten Powell zu benennen.
Zinsen: Deutsche Renditen gestiegen, US-amerikanische gesunken
Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen zog im November wieder an und notierte zuletzt bei 2,69 Prozent p.a. US-Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit rentierten mit 4,02 Prozent p.a. etwas tiefer als im Vormonat. Aufgrund der zuletzt gestiegenen Leitzinssenkungserwartungen sanken die Renditen von US-Staatsanleihen mit 2-jähriger Laufzeit unter die Marke von 3,5 Prozent p.a. Risikoprämien von Unternehmensanleihen verharrten auf niedrigen Niveaus.
Aktien: Starker Kurseinbruch teilweise korrigiert, Tech-Aktien schwächer
Shutdownbedingt fehlende Konjunkturdaten und die Angst vor einer Korrektur überhöhter Bewertungen bei US-Technologieaktien sorgten zwischenzeitlich für größere Kurseinbrüche an den internationalen Aktienbörsen. Der deutsche Leitindex DAX blieb trotz folgender Erholung auf 23.836 Punkte per Saldo unter dem Niveau des Vormonats. Der US-Leitindex S&P 500 konnte hingegen um 0,25 Prozent zulegen. Der Technologieindex NASDAQ gab um knapp 1,5 Prozent nach, während der japanische Leitindex NIKKEI 225 mehr als 4 Prozent verlor.
Währungen: Euro kaum verändert
Der Euro entwickelte sich im Vergleich zum US-Dollar seitwärts und notierte am Monatsende bei 1,16 EUR/USD. Der japanische Yen hingegen wertete weiter ab auf zuletzt 1,81 EUR/JPY.
Rohstoffe: Fortwährender Aufwärtstrend von Gold und Silber, Öl tiefer
Der Goldpreis nahm nach dem Einbruch zum letzten Monatswechsel seinen Aufwärtstrend mit einem Plus von knapp 4,5 Prozent wieder auf und notierte Ende November bei 4.191 US-Dollar. Über 10 Prozent auf rund 57 Dollar konnte der Silberpreis zulegen. Abwärts hingegen ging es für Rohölnotierungen, im Falle der Nordseesorte Brent auf 63 US-Dollar.