Zinsen: deutlich steigend
Aufgrund der Erwartung vieler Marktteilnehmer, dass die Notenbankzinsen länger auf den hohen Niveaus verharren könnten, zogen die Renditen von Bundesanleihen mit 10 Jahren Restlaufzeit auf 2,85 Prozent p.a. an. Italienische Pendants rentierten zuletzt mit 4,78 Prozent p.a. Die Renditen von zehnjährigen US-Staatsanleihen stiegen im September bis auf 4,67 Prozent p.a. und damit auf den höchsten Stand seit 16 Jahren. Auch bei Unternehmensanleihen waren steigende Verzinsungen zu verzeichnen.
Aktien: schwächer
Der September wurde seinem Ruf als saisonal schlechtester Börsenmonat gerecht. Mit einem Kursverlust von rund 3,5 Prozent verzeichnete der deutsche Leitindex DAX den größten Monatsverlust seit einem Jahr und notierte Ende September bei 15.386 Punkten. Der US-Standardwerteindex S&P 500 fiel im Monatsvergleich sogar knapp 5 Prozent. Auch global hatten die meisten Standardwerteindizes Kursverluste zu verzeichnen.
Währungen: Euro schwächer
Der Euro gab im Vergleich zum US-Dollar erneut nach und notierte Ende September bei 1,06 EUR/USD. Belastet wurde die Gemeinschaftswährung durch die schwachen Konjunkturaussichten für die europäische Wirtschaft im Vergleich zu einer bisher robusten US-Konjunktur. Etwas fester tendierte der Euro hingegen gegenüber dem britischen Pfund und dem Schweizer Franken mit 0,86 EUR/GBP und 0,97 EUR/CHF.
Rohstoffe: Gold schwächer, Rohöl fester
Weniger Ölangebot und eine höhere Nachfrage aus China ließen den Preis für ein Barrel Rohöl (Brent) auf 92,62 US-Dollar ansteigen. Der Preis für eine Feinunze Gold gab angesichts des starken US-Dollars und wegen steigender Anleihe-Renditen im Monatsverlauf um knapp 5 Prozent auf 1.849 US-Dollar nach. Der Silberpreis korrigierte noch stärker um knapp 10 Prozent 22,18 US-Dollar.
Krypto-Anlagen: seitwärts
Kaum verändert beendeten die beiden nach Marktkapitalisierung größten Krypto-Anlagen, Bitcoin mit 26.911 USD und Ether mit 1.667 USD, den Monat.
Implikationen für Anleger
Die immer stärker um sich greifende konjunkturelle Schwäche verbunden mit anhaltend falkenhaften Äußerungen der meisten Industriestaaten-Notenbanken sorgten im September für spürbare Verunsicherung an den Börsen. Hinzu kamen die unerwartet deutlich gestiegenen Zinsen am langen Laufzeitenende, die jegliche Refinanzierung von Privaten – bspw. für den Hauskauf, bei Unternehmen und Staaten erheblich verteuern könnten. Die Voraussetzung dafür wäre ein auch in den kommenden Monaten anhaltend hohes Zinsniveau. Davon ist allerdings nicht auszugehen, denn die stärksten Treiber langfristiger Zinsen sind weniger die Entscheidungen der Notenbanken, sondern vielmehr die Wachstumsdynamik und die Inflationsperspektiven der jeweiligen Region. Blickt man diesbezüglich auf die Eurozone, wird offensichtlich, dass beide Parameter klar auf dem Rückzug sind. Einzig in den USA ist eine Konjunkturabkühlung noch nicht eindeutig erkennbar, wenngleich die Inflationsraten trotzdem bereits erheblich stärker gesunken sind als in Europa.
„Vor diesem Hintergrund ist zu erwarten, dass langfristige Renditen künftig – vielleicht sogar deutlich – nachgeben sollten.“
Da die zinsinduzierte Konjunkturbremsung auch die Inflationsperspektiven in den kommenden Monaten eintrüben müsste, dürfte die Diskussion um mögliche Leitzinssenkungen im ersten Halbjahr 2024 gegen Jahresende ganz oben auf der Agenda stehen. Im aktuellen Umfeld, in dem der DAX ausgehend von der Höchstnotierungen Ende Juli noch nicht einmal 10 Prozent korrigiert hat, obwohl die Gefühlslage erheblich pessimistischer zu sein scheint, können Kurse von Risikoanlagen schnell wieder steigen, wenn nur einige der Befürchtungen sich als zu groß herausstellen sollten. Wir gehen daher mit Blick auf das Jahresende von fallenden Zinsen bei längeren Laufzeiten und steigenden Kursen für Aktien, Edelmetalle und Euro aus.